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oder die Legende vom Ozeanpianisten

​

von alessandro baricco
in einer fassung von anton schreiber

düsseldorfer schauspielhaus 2024

​

mit: yaroslav ros, yascha finn nolting

regie: anton schreiber

bühne: aliki anagnostakis

kostüm: lucía otálora ceballos

musik: marco girardin

dramaturgie: janine ortiz

licht: konstantin sonneson

ton: peer seuken

fotos: thomas rabsch

Presse

Rheinische Post

... anton schreiber (hat sich) einen besonderes kniff ausgedacht. er lässt den ozeanpianisten steppen. düsseldorf: wenn von der "legende des ozeanpianisten" die rede ist, haben viele die kinoversion von 1998 mit tim roth vor augen. als vorlage dafür diente [das monologdrama "novecento" von alessandro baricco]. darauf fußt auch anton schreibers [umsetzung], die am mittwochabend im [kleinen haus des düsseldorfer schauspielhauses] premiere feierte. die aufführung fand im rahmen des europäischen theaterfestivals statt, [das] mit "777 tage/dniv days" die ukraine im fokus hat. es ist die geschichte einer besonderen freundschaft zwischen dem jazz-trompeter tim tooney (yascha finn nolting) und novecento (yaroslav ros), einem pianisten mit außergewöhnlichem talent. anton schreiber lässt tooney anfangs wie im [originalstück] einen monolog halten. dabei erzählt der musiker, wie er als 17-jähriger auf dem ozeandampfer virginian anheuerte, um die passagiere als teil der bordband zu unterhalten. auf dem schiff lernt er novecento kennen, der als baby auf dem flügel im ballsaal in einem pappkarton zurückgelassen worden war. der heizer danny boodman gab ihm den namen neunzehnhundert (ital. novecento), weil er den säugling in diesem jahr gefunden hat. der junge wächst auf dem schiff auf, das er nie verlässt und lernt klavierspielen. bald schon hat er sich einen ruf erworben, den die passagiere in die welt hinaustragen. eines tages bucht jelly roll morton eine passage auf der virginian, die es tatsächlich gegeben hat, nach new york. er hält sich selbst für den erfinder des jazz und fortdert novecento zum duell am piano heraus. nolting und ros werfen sich die verbalen bälle mit überzeugender leichtigkeit zu. tim erzählt, novecento relativiert. als die geschichte an den punkt kommt, da roll morton den kontrahenten an den tasten herausfordert, schlüpft yaroslav ros auch in dessen rolle, indem er sich ein weißes jackett überwirft und einen hut aufsetzt. das duell findet auf der bühne aber nicht am flügel statt, sondern über den tanz. ros steppt sich gekonnt durch beide parts zur pianomusik im hintergrund. die bühnenausstattung ist auf das wesentliche reduziert. ein bett, ein schrank, ein paar [dynamitkisten] und ein sessel, mehr braucht es nicht, um mal tims kajüte, mal den großen ballsaal und am ende den laderaum des abgewrackten ozeanriesen darzustellen. es macht spaß [,] den beiden bei ihrem spiel zuzusehen, auch wenn die erzählung kein happy end hat. denn tim verlässt nach zwölf jahren das schiff, um sein glück an land zu suchen. novecento aber, wird nie einen fuß auf festen boden setzen. als die virginian im krieg zum lazarett umgewandelt wird und danach so heruntergekommen ist, dass sie ausgemustert werden muss, treffen die freunde noch ein letztes mal aufeinander. kurz vor der sprengung des dampfers erklärt novecento tim, dass seine welt "zwischen bug und heck" liegt und er deshalb da bleibt wo er schon immer war.

fotos: thomas rabsch

©2023 Anton Schreiber

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